Geschichte

Am Anfang war nur ein Traum

Die Wiedererlangung der durch Polen so ersehnten Unabhängigkeit (1918) nach 150 Jahren der Annexion hat noch keinen Zutritt zum Meer mit sich gebracht. Die Vermählung Polens mit dem Meer gab den ersten Anstoß zur Erfüllung der nationalen Träume vom Zutritt zur Ostsee und von der Seemacht. Sie konnten erst am 10.Februar 1920 in Puck verwirklicht werden. Auf Grund des Versailler Vertrags erhielt Polen ein Stück der Küste. Ohne Hafen.

Hafen (1921)

Tadeusz Wenda (1863 - 1948)

The plan of the port in Gdynia (1921)Tadeusz Wenda (1863 - 1948)

Drei Monate nach den Feierlichkeiten in Puck wurde Ing. Tadeusz Wenda vom Vizeadmiral Kazimierz Porębski, ehemaligen Abteilungsdirektor für Seeangelegenheiten im Verteidigungsministerium, nach Pommern delegiert, um günstige Lage für den Bau des Kriegshafens auszusuchen. Im Juni 1920 schrieb er in seinem Bericht:

"der günstigste Ort für den Bau des Kriegshafens (wenn nötig, auch des Handelshafens) ist Gdynia und eigentlich das Tiefland zwischen Gdynia und Oxhöft, gelegen in der Entfernung von 16 km von Nowy Port in Danzig. Dieser Ort besitzt fogende Vorteile:

1. geschützt durch die Halbinsel Hela sogar von Winden, vor denen Danzig nicht geschützt ist,
2. das tiefe Wasser befindet sich nahe der Küste, und zwar die 6 m tiefe Linie ist 400 m von der Küste entfernt, und
3. die 10 m tiefe Linie ist von 1300 bis 1500 m entfernt,
4. die Küste ist flach und befindet sich 1 - 3 m über dem Meeresspiegel,
5. Überfluß an Süßwasser, das der Chylonja-Bach mit sich führt,
6. Nähe der Bahnstation Gdynia (2 km)
7. Guter Ankerboden auf der Reede ... "

Bevor der Sejm das Gesetz über den Hafenbau, und genauer "über die selbständige Organisierung des "Seestützpunktes" (Große Karte Gdynias genannt von Dr.Aleksy Majewski, Dozenten an der Seehochschule) verabschiedete, trafen in "Boża Zatoczka" am Fuß der Kamienna Góra und des Kliffs in Orłowo viele Sommerfrischler ein, um ihre Ferien zu verbringen. Unter ihnen war auch einer der größten polnischen Schriftsteller Stefan Żeromski. 1921 sah er aufmerksam den Bau des vorläufigen Kriegshafens und des Heimes für die Fischer an. Inspiriert von diesen Arbeiten hat er den Roman "Der Wind vom Meer" geschrieben, in dem er noch nicht bestehendes aber, wie es sich bald erwiesen sollte, überraschend treues Bild des Hafens und der Stadt Gdynia dargestellt hat. Diese das Klima ehemaliger Zeiten treu wiedergegebene literarische Vision bestätigte alle Umstände, unter denen Gdynia entstand. Am 23.September 1922 hat der Sejm das Gesetz über den Bau eines Seehafens, gemeint als eines Hafens der öffentlichen Nützlichkeit, bei Gdynia-Pomerellen" erlassen.


Gdynia - here is how it all began...
Eugeniusz Kwiatkowski (1898-1974)
Gdynia - here is how it all began...Eugeniusz Kwiatkowski (1888-1974)

Diese nationale Investition wurde bereits vor dem 2.Weltkrieg abgezahlt. Sie erfüllte damals eine Rolle des Katalysators für soziale Energie und den Patriotismus. Dank Gdynia haben die Polen geglaubt, dass sie imstande sind, ehrgeizigste Träume und Herausforderungen des 20.Jahrhunderts anzunehmen.Dem Ingenieurgedanken von Tadeusz Wenda und der literarischen Vision von Stefan Żeromski hat Eugeniusz Kwiatkowski, Chemiker von Beruf und Politiker aus Leidenschaft, den nationalen Rang und politischen Ausmaß gegeben. Als Minister für Handel und Industrie (früher auch stellvertretender Ministerpräsident der letzten Regierung der Zweiten Republik) tat er Schritte, um der Sache des Hafens das Tempo anzugeben. Er war ein großer Verbreiter der auf dem modernen Hafen in Gdynia gestützter maritimer Staatspolitik. Dank seiner Fürsprache wurden vom Sejm angemessene finanzielle Mittel für die Entwicklung der Stadt und des Hafens eingeräumt, die die Polen der Vorkriegszeit als das Gelobte Land oder Amerika betrachteten. In der Zeit, als Kwiatkowski Minister für Industrie und Handel im Amt war, betrug der Wert der Investitionsarbeiten im Gdyniaer Hafen 88 Mio. Zloty.

Gdynia (1928)
Railway station (thirties)
Gdynia (1928)Railway station (thirties)

Eugeniusz Kwiatkowski war Politiker mit publizistischem Talent, das von ihm u.a. zur Popularisierung der wichtigen Angelegenheiten in Gdynia ausgenutzt wurde. Mit Leidenschaft steckte er andere an. Jeden rührte er mit seiner Uneigennützigkeit und seinem Patriotismus. Er ist als Vater, Gründer und Baumeister Gdynias angesehen. 1931 erhielt er den Titel des Ehrenbürgers von den Einwohnern der Stadt.

Die Brüder Robert und Franciszek Wilke - ihre Firma wurde 1931 gegründet und bildete Quintessenz des Gdyniaer Unternehmungsgeistes und der Dynamik. Sie begannen mit einem Fischkutter und anstatt Fische zu fangen, veranstalteten sie die Fahrten für die Touristen. Was die nebensächliche Arbeit bildete, wurde bald zum Fachgebiet der Firma "Robert Wilke - Motorówki Pasażerskie". Die Brüder verkauften den Kutter, nahmen Anleihen auf und beauftragten die Werft mit dem Bau eines Motorbootes aus Holz, dem den Namen "Delfin" verliehen. Später erschienen noch "Rekin", "Bajka" und "Gryf" sowie zwei weitere Motorboote "Jaś" und "Małgosia".

Robert Wilke - Passangers Motorboats
Gdynia - holiday atmosphere

Robert Wilke - Passangers MotorboatsGdynia - holiday atmosphere

In der Sommersaison vom Juni bis zur Mitte September beförderteten die Brüder Wilke über 200 000 Touristen. Die Fahrten im Hafen, nach Sopot, Gdańsk, Jastarnia und Hel bildeten die Hauptattraktion des Aufenthaltes an der Küste. Die Firma blühte bis zum Ausbruch des 2.Weltkrieges.


Gdynia Die blühende Entwicklung von Gdynia im Zeitraum von 15 Jahren wurde durch den Ausbruch des 2. Weltkriegs gehemmt. Im Vergleich zu Warschau oder Danzig war die Stadt nicht in einem so großen Grade bombenbeschädigt. Völlig zerstört waren dagegen der Hafen und die Werft. Die größten Schaden erlitt jedoch die Mehrheit polnischer Einwohner, die durch die Deutschen entweder vertrieben oder in die Konzentrationslager gebracht wurden; viele von ihnen fielen an den Fronten.

In die im März 1945 befreite Stadt zogen die am Leben gebliebenen Gdyniaer heran. Um neue Heimat zu suchen, erschienen auch Warschauer, Lwower und Vilnaer, die alles verloren haben. Genauso wie früher war Gdynia für alle das Gelobte Land, und die Nachkriegszeit war bahnbrechend.

Bis zum Zeitpunkt der Wiederaufnahme der richtigen Tätigkeit erbrachte die Werft unterschiedliche Dienstleistungen. Unter den Aufträgen erhielt sie u.a. Fertigung eines Getriebs zum Grammophon, einer Rohr zum Ofen oder Reparatur der mit Holzgas angetriebenen Autos. Mit Inbetriebnahme der Kräne und Docks unternahm sie auch ehrgeizige Aufgaben.

Im September 1945 begannen polnische Handels-und Kriegsschiffe in die Heimat zurückzukehren. Unter ihnen waren auch englische und amerikanische Schiffe aus Heeresbeständen sowie auch die deutschen Schiffe, die Polen im Rahmen der Kriegsentschädigung erhalten hat. Gdynia wurde zur größten Reparaturwerft der polnischen Flotte. 1951 fand der erste Stapellauf des Schiffes "Melitopol" statt.

 


Gdynia
Gdynia
Gdynia - the seventies Gdynia - the nineties

Die Beteiligung der Nachkriegszeitsgeneration am Drama der blutigen Ereignisse im Dezember 1970, als die Gdyniaer genauso wie Danziger Werftarbeiter im Namen des ganzen Volkes gegen die - ausschließlich nur dem Namen nach - Volksherrschaft aufstanden, war bedeutend für ganz Polen. Gdynia behält sie im Gedächtnis. An sie erinnern auch zwei Denkmäler, die den Opfern des Dezembers '70 gewidmet sind.

Es gab aber auch freudige Tage des Aufstands und der Hoffnung im August 1980, als die "Solidarność" entstand. Wenn wir an die Zukunft der Stadt denken, haben wir immer in unserem Gedächtnis diejenigen, die den höchsten Preis dafür gezahlt haben, damit wir heute im freien Staat leben könnten.

Gdynia Gdynia zählt heute über 250 000 Einwohner und ist das moderne Zentrum der Seewirtschaft, des internationalen Handels, Hochschulwesens, der Kultur und Touristik. Gern wird diese Stadt als Beispiel für Erfolg der aktiven und mutigen Menschen mit Unternehmungsgeist vorgebracht.

Aber die Träume begleiten uns auch heute, wenn wir an die Zukunft von Gdynia denken. Nach der Zeit des "eisernen Vorhangs" steht die Welt für uns offen und uns liegt besonders daran, ihren integrierten Teil möglichst schnell zu bilden. Dank der geopolitischen Lage strebt Gdynia weiter, zum Zentrum internationaler Treffen und des Handelsaustausches zu werden. Und das ist ambitiöse Fortsetzung der Träume von Eugeniusz Kwiatkowski.

Franciszka Cegielska
European flag for Gdynia
Franciszka Cegielska
Mayor of Gdynia (1990 - 1998)
European flag for Gdynia

Gdynia ist außergewöhnlich, gebaut aus Träumen vom Meer, von freiem Zutritt zur Welt und zum Wohlstand.

  • ikonaOpublikowano: 24.11.2006 00:00
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    Autor: Małgorzata Aleksiak

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